Mario Mieli, geboren am 21. Mai 1952 in Mailand, war einer der führenden italienischen Homosexuellen-Aktivisten seiner Zeit.
1971 zog er nach London, wo er mit der lebendigen Homosexuellenbewegung der Metropole in Kontakt kam. Aus diesem Grunde beteiligte er sich als Vertreter der Gay Liberation Front (GLF) an den ersten Aktionen der italienischen homosexuellen Befreiungsbewegung. Es wurde sehr bald zu einem bedeutenden Bestandteil des FUORI! (Italienische Revolutionäre Homosexuelle Einheitsfront), welche im Frühjahr 1971 ins Leben gerufen worden war.
Mario Mieli war auch einer der 40 Menschen, die am 5. April 1972 vor dem Spielcasino in Sanremo erschienen, um gegen den Internationalen Kongress für Sexualforschung zu protestieren, mit Slogans wie „Psychiater, wir sind gekommen, um euch zu behandeln“.
1976 war er einer der Gründer der Mailänder Homosexuellenkollektive (COM), einer Galaxie kleiner Vereinigungen, die am Selbstbewusstsein arbeiteten.
1976 wurde im Parco Lambro in Mailand ein Festival des Proletariats organisiert, bei dem Mieli eine seiner berühmtesten Taten beging. Nachdem COM und andere feministische Gruppen Gewalttaten erlitten hatten, betrat Mieli die Bühne und erklärte: „Wir werden nicht fortgehen. Das bedeutet, dass wir ab heute nicht nur zurückschlagen, sondern auch kämpfen werden.“ Er verließ die Szene mit markanten Slogans, darunter „Harter Kampf gegen die Natur“.
1977 veröffentlichte er das Buch, das ihn im Ausland als Haupttheoretiker der italienischen Schwulenbewegung und nach Meinung einiger als Vorläufer der Queer Studies weihte: „Elemente homosexueller Kritik“. In der Vision, die er in diesem Buch zum Ausdruck brachte, ist Heterosexualität keineswegs natürlich und normal, sondern vielmehr das historische Produkt der „Erziehung“, eines kulturellen und sozialen Prozesses, der „die Pluralität der Tendenzen des Eros und den ursprünglichen und tiefen Hermaphroditismus eines jeden“ hemmt.
Mario Mieli beging am 12. März 1983 Selbstmord.